Die wilde Geschichte vom Wassertrinker by John Irving

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker by John Irving

Autor:John Irving [Irving, John]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 9783257601329
Herausgeber: Diogenes Verlag AG
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


[249] 19

Axelrulf bei den Grethen

Es gibt eine Passage in Akthelt und Gunnel, wo die subtilen Tiefen mütterlicher Machenschaften ergründet werden. Akthelt möchte seinen jungen Sohn Axelrulf in den Feldzug gegen die kriegerischen Grethen mitnehmen. Zu dieser Zeit ist der Kleine erst sechs, und Gunnel ist erschüttert, daß ihr Mann sich als derart hartherzig erweist. »Da blott pattebarn!« ruft sie aus. »Das kleine Kind!«

Geduldig fragt Akthelt sie, wovor genau sie denn Angst habe. Daß Axelrulf von den Grethen erschlagen werde? Wenn ja, sollte sie sich doch bitte daran erinnern, daß die Grethen immer verloren. Oder betrachtete sie die Gespräche und Gewohnheiten der Soldaten als zu rauh für den Jungen? Sie sollte doch wenigstens etwas Vertrauen in das Feingefühl ihres Gatten haben; der Kleine würde von derartigen Exzessen verschont bleiben. »Dar ok ikke tu frygte!« (»Da gibt’s nichts zu fürchten!«) beharrt Akthelt.

Scheu gesteht Gunnel, was sie befürchtet. »Bei den Grethen«, sagt sie, ohne ihm in die Augen zu schauen, »wirst du dir eine Frau nehmen.«

Das ist richtig; Akthelt nimmt sich jedesmal, wenn er in den Krieg zieht, eine Frau. Doch er versteht immer noch nicht, worum es ihr geht. »Nettopp ub utuktig kvinna!« brüllt er. »Nettopp tu utukt… sla nek ub moder zu slim.« (Etwa: »Nur eine Stopffrau. Nur zum Bumsen… Sie wird ihm keine Mutter sein.«)

Diese Unterscheidung reicht Gunnel nicht aus. Sie befürchtet, der kleine Axelrulf werde die Rolle der grethischen Bumsfrau mit der Rolle seiner eigenen Mutter assoziieren – daß Gunnel selbst in den Augen ihres Sohnes erniedrigt wird, durch diese Assoziation. Mit Bumsen.

[250] »Utukt kvinnas!« (»Stopft die Frauen!«) sagt Akthelt mit einem dreckigen Lachen zu seinem Vater.

»Kvinnas urt moders!« (»Die Frauen und die Mütter!«) bellt der alte Thak.

Doch das ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist, daß Akthelt Axelrulf zu Hause bei seiner Mutter ließ; am Ende hat Gunnel doch ihren Willen bekommen.

Somit hatte Bogus, obgleich er nicht unbedingt dieser Theorie von Müttern und dem Bumsen grethischer Frauen zustimmte, immerhin einigen Lesestoff, mit dem er sich darauf vorbereiten konnte, was hinter Biggies Gefühlen für Colm steckte, und im besonderen auf Biggies Gefühle angesichts einer Begegnung Colms mit diesem verhurten Grethchen Tulpen.

Da es für Trumper schwierig war, New York zu verlassen, und da seine Besuche bei Biggie und Colm allen Beteiligten unangenehm waren, besonders Bogus selbst, erlaubte Biggie Colm ausnahmsweise, einen Ausflug nach New York zu machen – unter einer Bedingung: »Diese Frau, mit der du da lebst – wie heißt sie gleich? Nulpe? – in der Wohnung, in der Colm schlafen wird – also Bogus, ganz ehrlich, ich finde, du solltest mit ihr nicht zu intim umgehen, wenn er da ist. Schließlich kann er sich noch gut daran erinnern, wie du mit mir geschlafen hast…«

»Mein Gott, Big«, sagte Trumper dem Telefonhörer, »er erinnert sich noch daran, wie ich mit dir geschlafen hab, und was ist mit Couth, Big? Was ist denn mit ihm?«

»Ich bin schließlich nicht verpflichtet, Colm nach New York zu schicken, das weißt du genau«, entgegnete Biggie. »Ich hoffe, du hast mich verstanden. Er lebt schließlich bei mir, weißt du?«

Das wußte Trumper allerdings.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.